Das Leaky Gut Syndrom
Leaky Gut – was ist das eigentlich?
Der Begriff „Leaky Gut“ (in der Wissenschaft auch „erhöhte Darmdurchlässigkeit“ genannt) bezeichnet eine Störung in der Schutzbarriere der Darmwand, in erster Linie im Dünndarm. „Leaky Gut“ bedeutet also schlichtweg „durchlässiger Darm“. Bei einem „Leaky Gut“ können unvollständig verdautes (und somit übermäßig großes) Protein, Bakterien und andere Giftstoffe aufgrund der erhöhten Durchlässigkeit der Zellschicht in das Blut gelangen. Dies wird mit einer ganzen Reihe von Autoimmunerkrankungen wie Rheuma1 oder Hashimoto-Thyreoiditis2 in Verbindung gebracht. Beim „Leaky Gut“ wird die Adhäsion der Zellen entlang der Dünndarmwand geschwächt. Verursacht wird es durch einen stressigen Lebensstil, eine ungesunde Ernährung, bestimmte Medikamente (insbesondere Aspirin und nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente) und Umweltgifte.
Aufbau der Darmbarriere
Die Schutzfunktion des Darms wird von verschiedenen Strukturen und Darmzellen aufrechterhalten. Die Hauptbestandteile davon bilden die Darmzellen, die Darmflora und die Darmschleimhaut, die durch unterschiedliche Funktionen zum Schutz des Darms beitragen.
- Gelartige erste Darmbarriere zur Abwehr von Erregern
- Verfügt über Billionen von Darmbakterien zum Schutz des Darms
- Eine gesunde Darmflora wehrt Giftstoffe und Bakterien ab
- „Immunsystem des Darms“3
- Ein übermäßiges Wachstum von Krankheitserregern und Hefen kann die Schutzfunktion der Darmschleimhaut beeinträchtigen.
- Sitzt unter der Schleimschicht
- Zusammengehalten durch Proteinstrukturen, die als „Tight Junctions“ bekannt sind und hauptsächlich aus einem Protein namens „Zonulin“ bestehen
Beim Leaky Gut Syndrom sind alle drei Barrieren des Darms direkt betroffen. Vor allem verlieren die „Tight Junctions“ ihre Wirkung, wodurch der Darm für Bakterien und Viren, Umweltgifte und unzureichend verdaute Nahrungsmittel durchlässig wird, was wiederum zu Entzündungen und Krankheiten führen kann.
Symptome, die auf einen undichten Darm hindeuten
Ein „Leaky Gut“ kann eine ganze Reihe von Symptomen auslösen, die von Person zu Person variieren können. Manchmal treten auch nur minimale oder gar keine Symptome auf. Ein unausgeglichener Darm kann zu Verdauungsproblemen wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung führen.4 Da das Leaky-Gut-Syndrom von Person zu Person variieren kann, sind die Betroffenen oftmals nicht in der Lage, einen Zusammenhang zwischen ihren Verdauungsproblemen und dem Syndrom herzustellen. Stattdessen führen sie ihre Beschwerden häufig auf eine Entzündung zurück. Neuesten Studien zufolge kann das Leaky-Gut-Syndrom auch zu Autoimmunerkrankungen5 wie Arthritis6, Rheuma7 oder Hashimoto-Thyreoiditis8, oder gar zu psychischen Erkrankungen9 führen.
Ursachen für das Leaky Gut Syndrom
Das Leaky-Gut-Syndrom wird häufig durch einen hektischen und stressigen Lebensstil verursacht. In stressigen Phasen ernähren wir uns oft ungesund und greifen eher zu stark zuckerhaltigen Lebensmitteln oder Alkohol. Grundsätzlich kann ein erhöhter Konsum von z. B. Alkohol, Zucker und stark raffinierten oder verarbeiteten Produkten die allgemeine Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden beeinträchtigen und zur Entstehung eines Leaky-Gut-Syndroms beitragen.10
Neben einem stressreichen Lebenswandel und einer ungesunden Ernährungsweise kann auch die Einnahme von Medikamenten, wie nichtsteroidale Antirheumatika, die Darmzellen beeinflussen und dazu führen, dass der Darm durchlässig wird.11 Liegt bereits eine Darmerkrankung vor, könnte der Darm anfälliger für das Leaky-Gut-Syndrom werden.

Diagnostik des durchlässigen Darms

Bei der Diagnose eines Leaky-Gut-Syndroms wird die Schutzfunktion der Darmschleimhaut überprüft. Für die Feststellung von Anomalien oder Unregelmäßigkeiten stehen den Ärzten verschiedene Ansätze zur Verfügung. Zunächst ist es jedoch immer wichtig, eine detaillierte Patientenanamnese aufzunehmen, um genau zu bestimmen, worin die Symptome bestehen und wann sie erstmals aufgetreten sind. Wie bei jeder Krankheit können klassische Tests mit Stuhl-, Blut- oder Urinproben zunächst Aufschluss über den Zustand von Darmschleimhaut und Darmflora des Patienten geben. Der kombinierte Einsatz von Stuhlproben und Bluttests hat sich in dieser Hinsicht als hilfreich erwiesen.12 Zudem kann ein Zonulintest durchgeführt werden, um ein Leaky-Darm-Syndrom zu bestätigen. Zonulin ist ein Protein, das die „Tight Junctions“ in der Darmwand reguliert. Wenn Zonulin von den Zellenzwischenräumen an der inneren Darmwand in das Blut gelangt, könnte dies eine höhere Darmdurchlässigkeit nach sich ziehen. Das Protein wird durch unterschiedliche Reize über die Darmschleimhaut freigesetzt. Daher ist Zonulin ein geeigneter Marker, der Hinweise bezüglich der Frage liefert, ob die Darmwand übermäßig durchlässig ist.13 Wenn eine Blutprobe einen hohen Zonulingehalt aufweist, kann das auf ein Leaky-Gut-Syndrom hinweisen. Sind im Blut Zonulin-Antikörper nachzuweisen, besteht das Syndrom wahrscheinlich schon seit längerer Zeit.
Undichter Darm – was hilft?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Gesundheit des Darms zu unterstützen: ausreichend Bewegung, Stressabbau und eine gesunde Ernährungsweise. Viele Ernährungsforscher haben sich damit befasst, welche Lebensmittel Einfluss auf die psychische Gesundheit haben – und damit auch, wie die richtige Ernährung zur Stressreduktion beitragen kann.14
Die Zufuhr der richtigen Mineralstoffe, wie Zink, welches zur normalen Funktion des Immunsystem beitragen kann, kann auch hier helfen. Denn die Darmgesundheit ist eng verbunden mit der Gesundheit des gesamten Körpers.15 Beschäftigt man sich mit Leaky Gut und entsprechenden Ernährungstipps, spielt eine gluten- und zuckerarme Ernährung immer wieder eine wichtige Rolle. Außerdem ist es empfehlenswert, möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu essen, um so einen undichten Darm zu verhindern16.
Das richtige Maß an Bewegung
Regelmäßige Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Lebensweise und trägt zu einem gesunden Immunsystem bei.17 Bringen Sie Bewegung in den Alltag, z. B. durch Joggen, Schwimmen oder Rad fahren. Besonders Bewegung an der frischen Luft kann dabei unterstützen, die Durchblutung zu fördern.18 Mit ausreichend Bewegung kann auch die Durchblutung des Darms gezielt angekurbelt sowie Verstopfung und Blähung vorgebeugt werden.

Leaky Gut mit richtiger Ernährung verhindern

„Durch unsere Ernährung und den Verzehr bestimmter Nährstoffe können wir dem Körper dabei helfen, sich zu regenerieren und sich so von einem ‚Leaky Gut‘ zu erholen. Der Körper ist in der Lage, den ‚Leaky Gut‘ selbst zu reparieren, aber wir müssen ihm geben, was er dazu braucht, und alle Störfaktoren beseitigen“,

Ein undichter Darm kann durch gesunde Ernährung verhindert bzw. die Darmgesundheit unterstützt werden. Wer festgestellt hat, dass er tatsächlich einen undichten Darm hat, kann von einer lektinarmen Ernährung, zumindest über einen gewissen Zeitraum, profitieren. Lektine sind eine Familie von Proteinen, die in vielen Lebensmitteln (insbesondere in Getreide, Bohnen und Hülsenfrüchten vorkommen und zerfallen, wenn sie beim Kochen erhitzt werden.19 Lektinhaltige Lebensmittel sind zwar nicht schädlich, können aber den Heilungsprozess eines Leaky-Gut-Patienten verlangsamen, wenn sie in großen Mengen konsumiert werden. Dies liegt daran, dass die Aufnahme von Lektinen dazu führen kann, dass die Schutzbarriere des Darms angegriffen wird. Wenn Sie sich für eine Umstellung Ihrer Ernährung entscheiden, sollten Sie einen Ernährungsexperten mit Kenntnissen der „Leaky-Gut“-Regenerierung konsultieren.
Aloe Vera stärkt und lindert
Viele Menschen schätzen die positive Wirkung von Aloe Vera Gel bei Hautproblemen. Bei Hautirritationen oder Sonnenbrand kann die Pflanze die Heilung der Haut fördern. Dieser positive Effekt lässt sich laut Dr. Dwight McKee auch auf die Darmschleimhaut übertragen und kann so unter Umständen dabei helfen die Symptome eines durchlässigen Darms zu lindern.
„Aloe Vera ist für die Haut einer der besten Heiler, und die ‚Beschichtung‘ des Verdauungstrakts ist unsere innere Haut und ein Deckgewebe.“


Sonstige Tipps zur Unterstützung der Behandlung des Leaky Gut Syndroms
Grundsätzlich sollte beim Leaky Gut Syndrom ein ganzheitlicher Ansatz zur Linderung der Symptome verfolgt werden. Der Darm sollte stets mit genügend Flüssigkeit in Form von Wasser versorgt werden. Außerdem sollten Betroffene erwägen, ihre Ernährung so umzustellen, dass sie viele nährstoffreiche, heilungsfördernde Lebensmittel und wenig stark verarbeitete oder zuckerhaltige Nahrungsmittel enthält.20 Genauso wichtig wie die richtige Ernährung und regelmäßige Bewegung, ist ausreichender Schlaf und das Vermeiden von Stress. Die häufige Einnahme von Medikamenten, insbesondere Antibiotika und nichtsteroidale Antirheumatika, kann sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit der Darmflora auswirken.21 Deshalb sollten Medikamente nur bei Bedarf und nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden, um unnötige Belastungen des Darms zu vermeiden.

Risiken des löchrigen Darms
Das Leaky Gut Syndrom kann unterschiedliche Auswirkungen auf den gesamten Körper haben. Bei einem durchlässigen Darm können Giftstoffe, die normalerweise vom Darm gefiltert und abtransportiert werden, in den gesamten Blutkreislauf gelangen.
Bei einer bereits bestehenden Erkrankung oder weiteren Risikofaktoren können unter Umständen Autoimmunstörungen wie Rheuma22 oder Hashimoto-Thyreoiditis23auftreten.
Wenn Sie vermuten, dass Sie unter dem Leaky-Gut-Syndrom leiden, sollten Sie so schnell wie möglich einen Arzt mit einschlägiger Spezialisierung aufsuchen. So können der „Leaky Gut“ schnell entdeckt und die Mikrobiota gestärkt werden, um die Regeneration des Darms zu fördern.
Leaky Gut vermeiden: Eine gesunde Darmflora aufbauen
Um das Auftreten des Leaky Gut Syndroms zu verhindern, kann eine gesunde Lebensweise dabei helfen, den Darm gesund zu halten. Für die Darmgesundheit und das allgemeine Wohlbefinden ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Gesunde Ernährung hat nicht nur einen Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden, sondern auch auf unsere psychische Gesundheit. Mit einem ganzheitlichen Ansatz aus Bewegung, Ernährung und Entspannung kann die Darmgesundheit erhalten oder verbessert und das allgemeine Körpergefühl gesteigert werden.
2https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29320965
3https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2014/04/Darm_und_Immunsystem.pdf
4https://www.health.harvard.edu/blog/leaky-gut-what-is-it-and-what-does-it-mean-for-you-2017092212451
5https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22109896
6https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4246018/
7https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1856434/
8https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29320965
9https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5641835
10https://www.health.harvard.edu/blog/leaky-gut-what-is-it-and-what-does-it-mean-for-you-2017092212451
11Dr Amy Myers (2016) Die Autoimmun-Lösung: Ein gesundes Immunsystem beginnt im Darm. https://books.google.de/books?vid=ISBN978-3424153101
12The Physiological Society. “New, noninvasive test for bowel diseases.” ScienceDaily. www.sciencedaily.com/releases/2019/06/190626200318.htm
13https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/zonulin-serummarker-zur-quantifizierung-der-darmpermeabilitaet.html
14https://exploreim.ucla.edu/nutrition/eat-right-drink-well-stress-less-stress-reducing-foods-herbal-supplements-and-teas/
15https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3065426/
16https://www.health.harvard.edu/blog/leaky-gut-what-is-it-and-what-does-it-mean-for-you-2017092212451
17https://www.nuernberg.de/imperia/md/sportservice_nbg/dokumente/broschueren_flyer/aerzteflyer_praevention_durch_bewegung_endversion_doc-x1.pdf
18Claudia Voelcker-Rehage (2013) Gehirntraining durch Bewegung: wie körperliche Aktivität das Denken fördert. S. 23f. https://books.google.de/books?vid=ISBN9783898997959
19https://www.dge.de/presse/pm/ein-hoch-auf-huelsenfruechte/
20https://www.health.harvard.edu/blog/putting-a-stop-to-leaky-gut-2018111815289
21https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6511407/
22https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1856434/
23https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29320965